14.01.2014

In den Karneval hineingeboren

In den Karneval hineingeboren


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Wie Engelskirchen den Fastelovend zur Massenbewegung macht

von ARND GAUDICH  OVZ/Kölnische Rundschau vom 13.01.2014

 

Engelskirchen. Die "Närrischen Oberberger" rekrutieren von klein auf. Der jüngste Karnevalist in der größten Gesellschaft des Oberbergischen Kreises heißt Henrik, ist erst zwei Jahre alt und feiert in dieser Session erstmals so richtig die fünfte Jahreszeit. Gemeinsam mit Opa Rudi, der seinem Enkel ein Harlekin-Kostüm geschenkt hat, verfolgt der kleine Nachwuchsnarr gestern faszinierten Blickes die große Kindersitzung in der Engelskirchener Grundschulturnhalle.

 


Opa Rudi heißt mit Nachnamen Krautilik und ist im Engelskirchener Karneval nicht irgendwer. Viele Jahre lang lenkte er die Geschicke der Närrischen Oberberger und ist mittlerweile Ehrenvorsitzender. Als Henrik das Licht der Welt erblickte, war es für Krautilik ganz selbstverständlich: "Um 17.28 Uhr war Henrik geboren, um 19.10 Uhr war er bereits Mitglied der KG." Henrik ist kein Einzelfall.

 


Einer engagierten Nachwuchsarbeit verdankt die Gesellschaft immer neue Rekorde bei den Mitgliederzahlen. KG-Sprecher Reinhold Müller: "Vor sechs Jahren zählte unser Verein rund 350 Mitglieder. Heute haben wir schon 652, von denen 198 unter 18 Jahren sind." Da kommt keine andere Karnevalsgruppierung kreisauf, kreisab heran.

 


Die Gesellschaft wächst nicht nur, weil viele Opas und Väter bereits den allerjüngsten Familiennachwuchs ungefragt anmelden und von Geburt an auf Frohsinn trimmen. Es läuft auch andersrum, erklärt Müller: "Seitdem wir vor sechs Jahren die Arbeit in unseren Kinder- und Jugendtanzgruppen ausgebaut haben, kommen die Eltern auch über ihre Kinder zum Engelskirchener Karneval." So geschehen bei den "Pänz" der Schloss-Garde: Dort stießen bei der Gründung 2011 auch Kinder aus Marienheide, Drabenderhöhe und anderen oberbergischen Orten dazu, und zwei Väter faszinierte das neue Hobby ihrer Kinder so sehr, dass sie heute selbst Mitglieder der Schloss-Garde sind.

 


Neben den Garde-Pänz tanzt die Engelskirchener Jugend in vier weiteren Gruppen. Mit drei Jahren fangen die Kinder bei den Bambini an, wenn sie sieben Jahre alt sind geht's zu den Minis, zwei Jahre später in die Tanzgruppe Rot-Weiß, und zwischen 12 und 16 Jahren alt sind die Mitglieder der Jugendtanzgruppe. Wer dort ausgedient hat, kann in der Erwachsenen-Gruppe einsteigen. "Das läuft so ähnlich wie im Handball oder Fußball ab", sagt KG-Sprecher Müller: "Von der D- steigt man in die A-Jugend auf." Und irgendwann in die Premier-League.

 


Kinder, die es nicht so mit der Bewegung haben, finden Platz im Jugendelferrat. Oder sie werden so wie Marius Söhngen (10) Zeremonienmeister. Auch gestern war Söhngen dabei, als die neuen Kindertollitäten proklamiert wurden: Prinz Leon Peffeköver ist das beste Beispiel für eine Karnevalskarriere nach Engelskirchener Art: Auch Leon (13) ist seit Geburt KG-Mitglied und stand vier Kinderprinzen als Zeremonienmeister zur Seite. Karneval sei cool und Kinderprinz zu sein, das ist für Leon der Traumjob: "Es macht Spaß, mit so vielen Leuten zusammen zu feiern." Keine Frage: Wenn er groß ist, will er auch mal Prinz der Erwachsenen werden. "Ob als Paar oder im Dreigestirn, weiß ich aber noch nicht."

 


Leons Familie ist närrisch durch und durch: Seine Eltern, Michael und Carmen, gaben 2012 das Prinzenpaar. Peffeköver sen. hat's mittlerweile bis zum 2. Vorsitzenden der Gesellschaft gebracht.

 


Das viel zitierte "Jeföhl" hätten die Engelskirchener tatsächlich, wenn's um Karneval geht, glaubt Müller: "Das steckt in den Leuten drin, das ist nichts Aufgesetztes." Eben, weil viele früheste Kindheitserinnerungen mit dem Fest verbinden und so viele mitmachen. Vielleicht ja auch, weil Engelskirchen dem jecken Köln von allen oberbergischen Kommunen am nächsten ist.

 

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Judith Schwenk

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